In einer heterogenen Lerngruppe haben Kinder unterschiedliche Lernvoraussetzungen, Kompetenzen und Methoden, wie sie sich Wissen aneignen. Technologie kann bei der Gestaltung von Lernarragements, bei denen Kinder mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen gemeinsam arbeiten, hilfreich sein. Die Frage ist, wie und in welchen Bereichen Technologie das Potential hat, zu einer Veränderung und Verbesserung der Lernkultur für heterogene Lerngruppen beizutragen.
(Dieser Beitrag ist als wachsende Ideensammlung gedacht und wird ggf. ergänzt).
Digitale Lernmittel können leicht an unterschiedliche Lernbedürfnisse angepasst werden
Während das eine Kind beim Lernen noch Veranschaulichungshilfen und umfangreiche Hilfen bei Fehlern benötigt, ist dies für den anderen vielleicht sogar eher hinderlich und unnötig. Während ein Kind bereits bis 20 addiert und gerade Strategien zum Rechnen über den Zehner entwickelt, hat das andere Kind noch Übungsbedarf bei Aufgaben im Zahlenraum bis 10. Je nach Lernphase und Lernniveau benötigen Kinder andere Lernmittel und Aufgabenstellungen. Am besten solche, die genau das bisher gelernte Wissen aufgreifen und daraus neue Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten anbieten.
Natürlich kann für jedes Kind individuell ein passendes Lernmittel und Übungen ausgewählt und bereitsgestellt werden. Einfacher wird es, wenn sich ein digitales Lernmittel individuell an die Bedürfnisse des Einzelnen anpassen lässt, beispielsweise indem
- die Lösungsanforderungen der Aufgaben,
- die angebotenen Darstellungsformen oder
- die zur Verfügbung gestellten Rückmeldungen und Unterstützungsmaßnahmen (Hilfsangebote, Instruktionen, …).
variabel sind.
Selbstständiges Experimentieren auch in komplexen Themenbereichen ermöglichen
Angenommen ein Lehrer möchte das Stellenwertprinzip unseres Zahlensystems veranschaulichen. Er kann nun einen Vortrag über Stellenwerte halten und anhand einiger Beispiele die Vorteile und Funktionsweise erläutern. Oder aber er lässt die Kinder dies anhand eines virtuellen Arbeitsmittels wie die interaktive Stellenwerttafel selbst herausfinden, indem er beispielsweise folgende Aufgabe stellt: „Wie kann ich die Zahl 163 mit möglichst wenigen Plättchen auf der Stellenwerttafel legen?“
Gemeinsam zu experimentieren und Lösungsansätze zu entwickeln, ist ein wichtiger Teil eines guten inklusiven Unterrichts. Gute Lernwerkzeuge unterstützen diesen Prozess. Gerade beim Ausprobieren und Entdecken kann digitale Technologie eine große Hilfe sein, denn computergestützte Simulationen und virtuelle Arbeitsmittel ermöglichen es, Parameter ohne großen Aufwand per Klick oder Touch zu verändern und die Auswirkungen dieser Änderungen unmittelbar als Simulation beobachten zu können. So können ohne großen Aufwand (z.B. Plättchen von Hand umräumen, eintauschen) Hypothesen überprüft, verworfen, Änderungen vorgenommen und wieder rückgängig gemacht werden. Dadurch lassen sich Lösungen und Lösungsansätze leicht vergleichen und darüber ins Gespräch kommen.
Sich über Lernprozesse und Lernergebnisse austauschen und sie präsentieren
Gemeinsam und voneinander Lernen ist eine der zentralen Chancen eines inklusiven Unterrichts. Kooperative Lernsituationen können durch den Einsatz digitaler Werkzeuge bereichert werden. Dabei ist von Vorteil, dass digitale Lernmedien Prozesse und Ergebnisse abspeichern können und später ausgetauscht und wiedergegeben werden können.
Angenommen die Schüler haben verschiedene Möglichkeiten entwickelt, wie sie die Aufgabe 12 + 5 möglichst effizient (d.h. mit möglichst wenigen Handlungen) mit dem virtuellen Zwanzigerfeld legen können. Verschiedene Lösungsansätze und Lösungsmöglichkeiten können in einer kooperativen Lernsituation oder einer Rechenkonferenz schnell und unkompliziert mit diesem virtuellen Arbeitsmittel dargestellt, verglichen und weiterentwickelt werden.
Digitale Lernmittel können den Lehrer bei der Förderdiagnose durch die Datengewinnung und -aufbereitung unterstützen
Grundlage für die Gestaltung individualisierter Lernarrangements ist das Wissen darüber, was ein Kind bereits kann und in welchen Kompetenzbereichen es noch Schwierigkeiten hat. In eine qualitative Förderdiagnostik fließen viele „weiche“, nicht durch Zahlen darstellbare Faktoren ein, so dass ein Computer nie autonom hinreichend gute, diagnosebasierte Empfehlungen für die Förderplanung abgeben könnte. Dies ist und bleibt die Aufgabe des Lernbegleiters.
Allerdings kann der Computer den Lernbegleiter im diagnostischen Prozess durchaus unterstützen. Dies ist vor allem bei der Datengewinnung und der Datenaufbereitung hilfreich. Software kann Lösungen und Ergebnisse aufzeichnen und aufbereitet dem Schüler – zur Dokumentation des Gelernten –, und dem Lehrer – als Grundlage seiner Diagnostik – zur Verfügung stellen.